Wie schön wäre das, wenn man sagen könnte: “Ich wünsche dir eine fröhliche Auseinandersetzung”, so wie man sich “Fröhliche Ostern” oder “Fröhliche Weihnachten” wünscht.
Aber die Realität ist oft anders. Streit mag niemand. Zumindest kenne ich keinen Menschen, der wirklich gerne streiten mag. Streit ist aber tatsächlich ein Wort, dass wir häufig zu negativ besetzen. Wer Streit sagt, meint vermutlich eine heftige Auseinandersetzung zwischen zwei Personen oder Parteien, die sich in einer Sache nicht einig sind, oder deren Bedürfnisse nicht geachtet werden. Oft rüstet man sich zum Streit mit dem anderen und bereitet sich vehement auf das Schlimmste vor.
Wenn zwei Könige im Zwist liegen und streiten, bauen sie eine Streitmacht auf und rüsten sich zum Kampf, um die eigenen Interessen durchzusetzen. Das kennen wir aus der Geschichte. Wenn wir uns heute streiten, rüsten wir uns zwar nicht mit einer Streitmacht aus, aber mit einer Armee von Worten, Vorhaltungen, Beleidigungen, mit abwehrenden Ausreden, Lautstärke und ähnliches. Während die eine Seite zum Angriff bläst, mag die andere Seite sich möglicherweise schützend zurückziehen. Jedenfalls ist diese Art von Streit logischerweise negativ besetzt. Denn eigentlich gibt es auf diese Art und Weise keine echten Gewinner und jede Menge Verletzungen.
Dabei könnte man sich auch anders zum Streit rüsten, oder?
Wenn Streit eine Auseinandersetzung mit einem Gegenüber ist, auf die man sich vorbereitet, um seinen Standpunkt klar zu machen, dann muss dies nicht zwangsläufig im heftigen Sturm enden.
Heute habe ich in einem Buch den folgenden Satz gelesen: Die meisten zwischenmenschlichen Probleme lassen sich lösen, wenn sie sich auf einem gut vorbereiteten Boden treffen.
Dort ging es um einen Abschnitt aus dem Leben des Propheten Nehemia. Das Volk Gottes befand sich schon eine lange Zeit in der sogenannten babylonischen Gefangenschaft. Nehemia wollte mit einer Gruppe zurück nach Jerusalem ziehen, um die Stadt wieder aufzubauen, die durch die politischen Auseinandersetzungen der Mächtigen zerstört wurde. Doch erst, musste er sich mit dem babylonischen König Ataxerxes auseinandersetzen und seine Erlaubnis einholen. Unerwarteter Weise rüstet sich Nehemia aber anders zum Streit, als man das von den Mächtigen her kennt.
Lies gerne nach in den ersten Kapiteln aus dem Buch Nehemia. Es ist wirklich spannend. Hier möchte ich dir aber kurz ein paar ermutigende Gedanken teilen, die ich in Anlehnung an Nehemia lernen konnte.
Willst du eine Auseinandersetzung mit deinem Gegenüber führen, dann rüste nicht zu Allerts dein Vokabular aus, sondern bereite die Situation vor, in der du das Gespräch suchst. Du kannst für eine neutrale Atmosphäre sorgen, du kannst deinem Gegenüber erst einmal genug Raum geben anzukommen, sich drauf einzulassen; Du kannst beten und die Situation auch in Gottes Hand legen und ihn darum bitten, dass er auch dich weise führt und leitet in deinen Gedanken und in dem was du sagen willst. Dann rüste deinen Gesprächspartner aus, indem du bestätigst, dass dir eine Auseinandersetzung wichtig ist, weil dir etwas an der Beziehung zu deinem Gegenüber liegt. Sprich Wertschätzung aus und schaffe ein Klima des Vertrauens, damit die Bedeutsamkeit deines Anliegens im Kontext der Freundschaft und Verbundenheit aufgenommen werden kann. Wenn du das tust, wirst du merken, dass ein Gespräch ganz anders verlaufen kann.
Ist das Fundament erst einmal gelegt, sei aufrichtig und ehrlich. Es nutzt nichts, wenn man das eigentliche Thema, hinter dem Berg hält, oder beschönigt. Gieß reinen Wein ein. Aber achte auch auf deine Wortwahl. Beschimpfungen, Beleidigungen, Vorhaltungen, die den anderen beschämen, lösen immer Kränkungen aus, die eine weitere konstruktive Auseinandersetzung unmöglich machen.
Achte auch auf deine Haltung. Sei Geduldig und Barmherzig mit deinem Gesprächspartner, denn Gott ist auch Geduldig und Barmherzig mit dir.
Schließlich solltest du konkret sagen, was du als Ergebnis der Auseinandersetzung erwartest. Lass deinem Streitpartner nicht deine Wünsche von den Lippen ablesen, das ist unfair und kann niemand leisten, der nicht Hellseherei studiert hat. Gib deinem Gegenüber Raum und Zeit darüber nachzudenken, was du an Erwartungen zum Ausdruck gebracht hast. Sucht gemeinsame Kompromisse und löst die Auseinandersetzung nicht einseitig auf. Vielleicht wird dann der nächste Streit nicht zum Krieg, sondern zur Freude.
In dem Sinne: Ich wünsche euch fröhlische Auseinandersetzungen.
Ich wünsche euch eine gesegnete Woche.
Liebe Grüße,
euer Christian