Hallo liebe Freunde,
ich muss gestehen, nach meinem Urlaub fällt es mir schwer weiterzumachen wie bisher. Ich habe mich gut erholt, habe Abenteuer erlebt, eine gute Zeit mit meiner Frau gehabt und unser Hund kam garantiert auch auf seine Kosten. Schon lange hat uns dieser Urlaub gefehlt und es hat gut getan ihn endlich umgesetzt zu haben.
Doch warum fällt es mir schwer weiter zu machen, wie bisher? An dieser Stelle möchte ich dich bitten zu prüfen, ob du den Artikel weiterlesen möchtest. Unter Umständen könnte dich das Thema belasten und dich triggern. Als an der Stelle eine kleine Trigger-Warnung. Aber es ist wichtig, darüber zu sprechen. Darum will ich es an dieser Stelle versuchen.
Wir waren gemeinsam in der nähe von Fürstenberg an der wunderschönen Seenplatte in Mecklenburg-Vorpommern und haben uns gedacht, doch auch einmal ein wenig Bildungsurlaub zu gestalten, neben Fahrrad- und Kanutour und zahlreichen kleinen Unternehmungen. Also haben wir uns gedacht ein Museum anzuschauen. Und so sind wir ganz in die Nähe in die neue Ausstellung der Gedenkstelle des ehemaligen Arbeitslagers und später Konzentrationslager Ravensbrück gegangen. Das hat uns so sehr zum Nachdenken gebracht, dass wir an einem anderen Tag noch einmal zu dem KZ Sachensenhausen bei Oranienburg gefahren sind. Ich will gar nicht tiefer ins Detail gehen und beschreiben, welche unfassbaren Grausamkeiten dort geschehen sind, sondern darüber berichten, wie es mir seit dem geht.
Mich bewegen die Fragen nach den Anfängen des Faschismus in Deutschland. Wie konnte es dazu kommen, dass Hass und Hetze gegen Minderheiten sprachlich und auch mit körperlicher Gewalt immer mehr Raum in der Gesellschaft einnehmen konnten? Warum haben so viele zugeschaut, oder mitgemacht? War es wirklich einfach nur der Gruppenzwang? Oder hat sich Stück für Stück eine Ideologie des Hasses in die Köpfe der Menschen gebohrt, bis sie selbst glaubten, was sie hörten?
Ich bewege diese Frage, weil sich derzeit ein erschreckendes Bild auf den verschiedensten Social-Media Plattformen, in der Politik und auch – man mag es kaum glauben – in unseren Gemeinden und Kirchen abzeichnet. Man schreckt nicht mehr davor zurĂĽck Minderheiten zu diskriminieren, wenn sie nicht in das eigene Weltbild passen. Man denkt laut, teilt Gedanken mit rechtsradikalen Gruppierungen, macht Politik mit gerichtlich festgestellten Faschisten und vernachlässigt die WĂĽrde und Freiheit des Menschen. Ich komme aus dem Urlaub zurĂĽck in meine Welt und mache den Realitätscheck und bin zutiefst erschrocken darĂĽber. Wann ist das alles passiert? Wie schnell treten sich Gedanken in unserer Gesellschaft breit, die noch vor 10 Jahren ĂĽberhaupt kein Thema waren. Oder war ich zu sehr mit mir selbst, mit den Hochzeitsplänen, mit dem Studium beschäftigt, dass mir das alles nicht aufgefallen ist? Wo habe ich weggeschaut und wo habe ich nichts gesagt?
Mir fällt es schwer weiter zu machen, wie bisher. Ich will nicht wegschauen, ich will nicht stumm bleiben. Aber wie geht das? Wie kann man die Gedankenwelt der Menschen um mich herum positiv prägen. Wie kann ich werben für die barmherzige Liebe Gottes, die sich vor allem vor und hinter diejenigen stellt, die Opfer von Hass und Hetze werden? Wie kann ich als Pastor einen Beitrag in der Theologie leisten, der Generationen nachhaltig positiv prägt? Wie können auch wir als Gemeinde aufstehen und Schutzraum bieten für Menschen, die sonst nichts lachen haben?
Keine einfachen Fragen und ich habe auch keine einfache Antwort auf all diese. Was mir aber geholfen hat, einen Schritt weiter zu gehen, ist ein sehr weiser Rat aus SprĂĽche 4. Dort steht:
5 Erwirb Weisheit, erwirb Einsicht; vergiss sie nicht und weiche nicht von der Rede meines Mundes; 6 verlass sie nicht, so wird sie dich bewahren; liebe sie, so wird sie dich behĂĽten. 7 Denn der Weisheit Anfang ist: Erwirb Weisheit und erwirb Einsicht mit allem, was du hast.
und später im Weisheitstext folgt: 23 Behüte dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus quillt das Leben.
Der Anfang all dieser Fragen ist also: Erwirb Weisheit und erwirb Einsicht. Die wünsche ich uns natürlich allen und vielleicht ist das eine erste gute Erkenntnis, um weiter zu machen. Ich muss jetzt noch nicht alles verstehen. Aber ich muss auch nicht resignieren und aufgeben, sondern darf fleißig mit dem Herzen weiter Leben gestalten. Ich darf wissen, dass das Gute, welches Gott in meinem Herzen bewegt, auch mein Lebensumfeld positiv prägen kann. Darum mache ich genau so weiter und fange bei meinem Herzen an.
Ich wĂĽnsche euch von Herzen Weisheit und Einsicht von unserem himmlischen Vater und Heiland Jesus Christus und ein behĂĽtetes Herz. Habt eine gute Woche, bis bald,
euer Christian